War die "steinerne Himmelsscheibe" Mittelpunkt einer steinzeitlichen Höhensiedlung ?



Als Dipl.-Hist. Lutz M o h r am 24. Mai 2011 an die "Steinerne Himmelsscheibe" kam, glaubte er Merkmale einer steinzeitliche Höhensiedlung zu erkennen.

"Insbesondere archäologische Forschungen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR hinsichtlich der Trichterbecherleute, die vertikal von Skandinavien bis nach Böhmen und Mähren siedelten und dabei auch das Gebiet der späteren Oberlausitz mit einschlossen, erbrachten weitere wichtige Ergebnisse.
Erstens:
Die Ansiedlung auf unzugänglichen Höhenrücken und die Errichtung von aufwendigen Befestigungsanlagen ... sind Ausdruck sozialer Unterschiede, die sich im Verlauf des Neolithikums entwickelt haben. (J. Herrmann, Hrsg., 1989, S. 79).
Zweitens:
Neben diesen imposanten megalithischen Grabdenkmälern hat es überall auch einfache Erdbestattungen gegeben, die aber infolge der schlechten Erhaltungsbedingungen und fehlender Beigaben selten archäologisch erfasst sind. Es ist somit sehr wahrscheinlich, daß (das) Totenritual ... der Gentilgesellschaft aufkommende Widersprüche anzeigt. Allein die zur Errichtung einzelner Grabmonumente erforderliche kollektive Arbeitsleistung spricht dafür, daß die darin bestatteten und ihre Familien eine gesellschaftliche Sonderstellung, sei es als Häuptlinge oder den Kult ausübende ausübende Priester, inne hatten. (J. Herrmann u.a., 1982, S. 60).
Drittens:
Mit dem megalithischen Brauchtum eng verbunden war auch die Sitte, aufrecht stehende Steinsäulen, auch Menhire genannt, in Zusammenhang mit dem Totenkult ... zu errichten .... Die südlichen Trichterbechergruppen (auf dem Gebiet des späteren Sachsen-Anhalts, Thüringens und Sachsens, L. M.) haben den Bestattungsritus der Steingräber nur ausnahmsweise und dann meist in abgewandelter Form zusammen mit der Kollektivbestattung übernommen. Ansonsten blieben die Stämme ... noch lange Zeit der altneolithischen Tradition des flachen Erdgrabes und der Hockerbestatung verhaftet' (Ebda.). Insgesamt ist daraus im Kontext zu schlussfolgern, dass das mächtige Gesteinsgebilde "Thors (Donars) Amboss" im Gütterbüschl einerseits zwar eine geologische Seltenheit darstellt, aber andererseits vielmehr auf eine neoolthische Siedlung einer lokalen Trichterbechergruppe, ihr geistiges Potential und Brauchtum verweist". 

Hinweise vom März 2015, nach Besuch des Landeskundlichen Museums für Vorgeschichte Halle/Saale
veröffentlicht im Amtsblatt Neusalza-Spremberg - Dezember 2015

War die freie Fläche, nordöstlich der "Steinernen Himmelsscheibe", ausserhalb der Beobachtungssichtwinkel zu den Horizontbereichen von Sonnenuntergangs- bzw. Sonnenaufgangspunkten, durch ein Hallen- oder ein Langhaus bebaut? Die sechs 'Grenz-Blocksteine' bilden ein gedehntes dennoch fast symmetrisches Sechseck, bei einer Gegenprojektion auf ein gleichseitiges Sechseck zeigen sich 55° Elevation (Höhenwinkel) bei 192° bzw. 12°- Ausrichtung. Dies entspricht in etwa der Ausrichtung des Zuganges zur Kreisgrabenanlage Goseck. Nun zeigt sich mit Hilfe des Stellarium-Programmes das dies dem Sonnenstand zu Beltane in der zweiten Stunde nach Mittag, (12.00 Uhr) entspricht.

In der einschlägigen Literatur* wird bei der Darstellung ähnlich zuordenbarer Örtlichkeiten auch auf Schalensteine hingewiesen, Findlinge mit napfähnlicher Ausbildung. Der Durchmesser der Näpfe zwischen 3 und 20 cm, kaum größer, Bedeutung ist nicht bekannt. Vermutet werden Wegzeichen, Entnahmestellen von mineralischem Material.
(*Schlosser/Cierny "Sterne und Steine - eine praktische Astronomie der Vorzeit" Theiss 1997)

     
Sind diese "Näpfe" Mörser, dienten diese der Zubereitung der Speisen, vor allem der Zerkleinerung von Tierknochen, Nüssen, Feldfrüchten oder Obst ?
Oder wurde der hier auch vorhandene Lehm oder Lette vom Spreeufer zum Töpfern verrieben und gemischt ? Sind die in der Nähe gefundenen Rundlinge auf dem linken Foto etwa die zugehörigen Werkzeuge ?


Ist hier ein Mahlstein zu sehen ? Wurde hier Einkorn zerrieben, von Schrot über Gries bis zu Mehl, für Fladen, Brot und kleine Küchel ?





Am 19. Juni 2011 kam ein Team vom "Sachsenspiegel" des MDR.
 
  
 

Fotos und Bildschirmaufnahmen: Eberhard W. Winkler



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